So sehr ich eine gewisse Emotionalität bei den Spielern nachvollziehen kann, sehe ich das dann doch etwas anders: Erstmal ist es ja nicht "die DFL", die den Vereinen ein Weiterspielen aufgedrückt hat. Sondern es war die große Mehrheit der Vereine, die das wollten - in einer Situation, in der prinzipiell jeder Verein damit rechnen musste, dass er selbst das Pech haben könnte, von positiven Tests ausgebremst bzw. auf einen engen Terminkalender gedrückt zu werden.
Tendenziell eher nicht weiterspielen wollten - über alle Ligen hinweg - die Vereine, die um ihren aktuellen Aufstiegsplatz gebangt oder am Tabellenende darauf gehofft haben, dass es zur Regel "nur Aufstieg, kein Abstieg" kommt. Die liefert für mich übrigens auch nur eine scheinbare Gerechtigkeit. Zum einen kommt es dann im Folgejahr in den teils aufgeblähten Ligen zu übervollen Spielplänen in einem mit der verschobenen Championsleague und EM ohnehin schon knappen Jahr. Und zum anderen kann ich mir das Gejammer gut vorstellen, wenn dann z.B. im Jahr 2021 selbst der Viertletzte der Bundesliga noch hätte absteigen müssen.
Zweifelsohne: Auch in der Bundesliga schafft die Coronasituation leider manche Ungerechtigkeit. Im Vergleich zu anderen Bereichen des Lebens fallen die aus meiner Perspektive aber relativ klein aus. Und v.a. habe ich noch keine alternative Vorgehensweise gesehen, die wirklich gerecht für alle gewesen wäre.
Ich konnte gestern nur die 1. Halbzeit sehen, und das war definitiv die schlechteste vom SVS seit sehr langer Zeit - wenn auch gegen einen wirklich starken Gegner. Definitiv gezeigt hat dieser Spieltag, dass man sich nicht zu früh über ein gutes Torverhältnis freuen soll: Da haben wir nun gegen Nürnberg schwuppdiwupp 10 Tore verloren.
Was zählt, sind erstmal nur die Punkte: Und hier zeigt sich nun zugleich, wie immens wertvoll die Serie mit 11 Punkten aus 5 Spielen vor der gestrigen Partie war. Noch viel weniger als einen gestrigen Sieg des KSC will ich mir die Tabelle vorstellen, wenn wir etwa das Spiel in Wiesbaden verloren hätten.
Der erneute Klassenerhalt ist ein riesiger Erfolg, den sich die Mannschaft über die ganze Saison gesehen verdient und erarbeitet hat. Und dass wir die Heimspiele unserer 9. Zweitligasaison dann auch wieder im Stadion sehen können, liegt ja inzwischen zumindest im Bereich des Vorstellbaren.
Ich denke, da gibt es kein Patentrezept. Der eine motiviert die Mannschaft durch große Ziele, beim anderen wirken die eher aufgesetzt. Beckenbauer oder auch Helmut Schmidt ("Wer Visionen hat, soll zum Arzt gehen.") kamen wohl ganz gut ohne aus. Im Endeffekt muss das, was Trainer oder Präsident nach außen oder innen kommunizieren und die Art, wie sie das machen, einfach zum Gesamtpaket passen. Unter dem Strich hat das die letzten Jahre ja mehr als gut funktioniert - was aber eben auch jedes Jahr wieder eine neue Herausforderung ist.
Im Worst Case können wir noch auf den 16. Platz abrutschen. Das ist sehr unwahrscheinlich, aber Stand jetzt noch nicht komplett ausgeschlossen.
Selbst als Berufspessimist sehe ich diese Situation nun aber eher positiv: Das hält die Spannung hoch, und jedes weitere Pünktchen können wir in jedem Fall für die Endabrechnung gut gebrauchen.
Und nebenbei gibt es an der Tabellenspitze nun noch ein paar richtig interessante Duelle an den verbleibenden Spieltagen, mit Beteiligung des SVS und auch mit direktem Aufeinandertreffen der Aufstiegskandidaten.
Es war ja so, dass der Linienrichter auf Abseits entschieden hat. Ohne einen VAR (noch immer meine Lieblingslösung) hätte das Tor also nicht gezählt bzw. der VAR hätte den Linienrichter überstimmen müssen, damit der Treffer gezählt hätte.
Ich behaupte mal, dass der VAR den Linienrichter auch nicht überstimmt hätte, wenn dieser nicht die Fahne gehoben hätte - denn soweit ich das aus den Fernsehbildern beurteilen kann, war das mal wieder eine Millimeterentscheidung, die man aus den Fernsehbildern gar nicht eindeutig auflösen kann, da man den exakten Zeitpunkt des Passes gar nicht ermitteln kann.
Solche Sachen sind auch schon gegen uns gelaufen. Dass es uns heute den Punkt gerettet hat, nimmt man also gerne und ohne schlechten Gewissen mit. Verdient war der Punkt sowieso - und jetzt bin auch ich mir doch ziemlich sicher, dass das für den Klassenerhalt reicht.
Da es im Tabellenmittelfeld traditionell ganz eng zugeht, ist aber weiterhin jeder einzelne Punkt wertvoll - für die Verteilung der Fernsehgelder ebenso wie für das Selbstvertrauen, das man mit diesmal wohl nur wenig verändertem Kader dann über die Sommerpause mit in die 9. Zweitligasaison nehmen kann.
ZitatFür zweite Mannschaften von Erst- oder Zweitligisten ist die 3. Liga gemäß DFB-Spielordnung die höchstmögliche Spielklasse.
Das gibt mir jetzt etwas zu denken. Ist es nicht eher so, dass - etwas offener formuliert - nur eine Mannschaft je Club in der ersten oder zweiten Liga spielen darf? Nehmen wir doch mal folgenden Fall an: Nach der 8. Meisterschaft in Folge geht es für die erste Mannschaft der Bayern ab September steil bergab: Abstieg in die zweite Liga 2021, dort dann 2022 Tabellenletzter. Im gleichen Jahr schafft es der Bayern-Nachwuchs aber wieder, einen Aufstiegsplatz in der 3.Liga zu ergattern - dürften die (entsprechend der kicker-Formulierung) dann wirklich nicht in die 2. Liga?
Irgendwie meine ich, zumindest für den DFB-Pokal da dunkel etwas in Erinnerung zu haben: Hat sich da nicht in den vergangenen Jahren mal irgendeine Zweitvertretung für den Wettbewerb qualifiziert, während es die erste nicht geschafft hatte? (In früheren Jahren durften ja noch zwei Mannschaften im Wettbewerb antreten, da gab es dann manchmal den Fall, dass die zweiten Mannschaften im Wettbewerb weiter gekommen waren als die ersten, das meine ich aber hier nicht.)
Bin bei beidem aber aktuell zu faul, das nachzuschauen... Vielleicht bringt ja jemand die entsprechende Motivation auf.
Es sieht derzeit in jedem Fall so gut aus, wie ich mir das vor 2 Wochen noch nicht hätte erträumen können. Allerdings: Ab Platz 15 traue ich allen Mannschaften zu, dass sie am Ende mit mindestens 40 Punkten dastehen. Wenn dazu noch eine der drei unteren Mannschaften zu Saisonende einen Lauf hat (nicht sehr wahrscheinlich, aber eben auch nicht komplett ausgeschlossen), könnte es für uns doch nochmal eng werden. Mit 1-3 Punkten gegen Bielefeld wäre mir deshalb noch etwas wohler.
Mir hat Gislasons Spielweise, v.a. in Kombination mit Diekmeier auf rechts, immer gut gefallen. Auch an seinem Einsatz auf dem Platz hatte ich nie was auszusetzen. Aus Jux und Dollerei wird ihn Koschinat aber andererseits auch nicht draußen lassen, vermutlich drängt er sich im Training nicht unbedingt auf, und mit der aktuellen Startelf läuft es ja inzwischen auch wieder richtig gut. Da der Trainer wohl auch mittelfristig nicht mit dem Spieler plant und Rurik bestimmt einen hochdotierten Vertrag hat, kann ich es absolut nachvollziehen, dass man nicht verlängern möchte, so schade ich das persönlich auch finde.
Woran liegt es nun, dass es seit einigen Monaten nicht mehr passt? Persönliche unglückliche Umstände wurden ja schon genannt. Ich könnte mir vorstellen, dass es darüber hinaus noch andere Aspekte gibt, beginnend vielleicht mit der versuchten Umschulung Ruriks zum Mittelstürmer: Der Trainer sieht das als Maßnahme zur Förderung und Forderung, der Spieler eher als Zeichen mangelnden Vertrauens, die Leistung nimmt auf der ungewohnten Position ab, zugleich überzeugen dort die Mannschaftskollegen, dadurch geht etwas die frühere Leichtigkeit verloren, Routineabläufe gehen nicht mehr so einfach von der Hand. Der Trainer sieht ein Motivationsproblem, unbewusst entsteht das im Lauf der Zeit dann vielleicht auch... Eine vergleichbare Situation beschreibt z.B. Miro Klose für seine Zeit bei Bayern unter van Gaal (mit der versuchten Umschulung zum 10er). Sowas kann also in den "besten Familien" vorkommen. Denn dass Klose ein klasse Stürmer und van Gaal ein großer Trainer waren, wird kaum jemand bestreiten - in der Kombination hat es aber mittelfristig einfach nicht gepasst.
Nun ist aber der letzte Absatz sehr spekulativ. Festhalten kann ich im Prinzip nur, dass ich die Trennung zwar nachvollziehen kann, Gislason aber in den vergangenen Jahren immer gerne im SV-Trikot gesehen habe und ihm für die Zukunft alles Gute wünsche. Auch in der Presse sollte man m.E. darüber hinaus keine Spekulationen über Dinge anstellen, die nur die direkt beteiligten Personen beurteilen können - und wo deren Meinungen dann vermutlich auch auseinandergehen würden.
Ich gehe mal sehr von letzterem aus. War nicht irgendwann mal (80er Jahre?) die 2. vom VfB Oberligameister, und dann hat eben der Zweitplatzierte die Aufstiegsrunde gespielt?
Der 15. der 2. Liga bleibt übrigens hoffentlich sowieso oben.
Vielleicht plant man, das System 3er-Kette mit in die nächste Saison zu nehmen. Dann wären mehr gelernte Innenverteidiger auf dem Platz und auch im Kader.
Vor ein paar Wochen wäre es wohl noch so gelaufen, dass Hannover eine ihrer Chancen in der relativ ausgeglichenen ersten Halbzeit reingemacht und wir das Spiel verloren hätten. Aber das Spielglück ist zurück, und das hat sich die Mannschaft heute auch redlich verdient. Insgesamt eine der besten, wenn nicht die beste Saisonleistung.
Das Ganze bei strahlendem Sonnenschein-was hätte das ein schöner Nachmittag im Hardtwaldstadion sein können... In jedem Fall heute ein ganz wichtiger Schritt dahin, dass wir auch nächste Saison noch - und dann hoffentlich auch wieder vor Ort - Zweitligafußball sehen können.
Zitat von seppi850 im Beitrag #41Ja es hätte auch wieder ein 0:0 geben können, dann hätten wir ein richtiges Problem.
Wenn's richtig dumm läuft, verlieren wir das Spiel sogar. Z.B. dann, wenn Knöll die Großchance in der ersten Halbzeit rein macht. Die Tabelle will ich mir in dem Fall tatsächlich gar nicht vorstellen.
Andererseits könnte es schon eine gewisse Aussagekraft haben, dass jetzt zweimal nacheinander die 0 gehalten wurde, nachdem das vorher monatelang nicht mehr gelungen war. Vielleicht ist zumindest in der Defensive gerade noch rechtzeitig das für unseren Kader beste System gefunden worden. Wenn dann vorne auch in den nächsten Spielen hin und wieder einer reingestochert wird, ist letztlich alles gut.
Zitat von Alex im Beitrag #39ich renn dann doch eher nicht in den Laden aufgrund des zweifelsohne schönen Anlasses
Vom Reinrennen würde ich bei unserem Fanshop generell eher abraten, selbst bei offener Tür: So schmal wie der Laden ist, reicht es dir vor der Theke vermutlich nicht mehr zum Abbremsen.
Rechnet man gegen den einen Assist die Tore auf, die wir über unsere rechte Seite durch Konter des Gegners nach erfolglosen Vorstößen von Diekmeier kassiert haben, sieht es sogar richtig dünn aus. Trotzdem mache ich Diekmeier keinen Vorwurf, bin im Gegenteil nach wie vor sehr froh drum, dass wir ihn haben.
Ich bleibe dabei: Insbesondere hat das Duo Diekmeier/ Gislason auf der rechten Seite super funktioniert. Dass wir das in diesem Jahr nur noch sehr selten gesehen haben, ist für mich eine Hauptursache für den Leistungs- und Punkteabfall im Vergleich zur Rückrunde 2018/19. Das lässt sich selbst schon im Kleinen beobachten: Beispielsweise standen in Karlsruhe beide auf dem Platz. Das einzige Gegentor haben wir dann exakt in dem Moment - über die rechte Seite - kassiert, als Rurik kurzzeitig wegen einer Kopfverletzung draußen war.
Ob es tatsächlich - warum auch immer - berechtigt oder sogar notwendig ist, Gislason auf der Bank schmoren zu lassen, kann ich aber nicht abschließend beurteilen.
Auch hier: Alle Jahre wieder... Nachdem wir gestern das 0:3 kassiert haben, war ich noch so naiv zu denken, vielleicht punkten wenigstens der KSC und Wiesbaden nicht. Aus der Erfahrung der letzten Jahre hätte ich es besser wissen müssen. Auf Schützenhilfe selbst der Aufstiegskandidaten können wir nicht zählen, wir müssen selbst die 40 Punkte holen. Im Moment weiß ich aber nicht so recht, wo die herkommen sollen.
Nach 2 Monaten Pause eine nahtlose Fortsetzung unserer Serie.
Coronakrise hin, Geisterspiele her: Man kann sich drauf verlassen, dass der SV irgendwann in der Saison einen Negativlauf hat, bei dem man jeglichen Glauben an den Klassenerhalt verlieren kann. Es bleibt nur die Hoffnung, dass es auch diesmal irgendwann die Wende gelingt und es am Ende wieder reicht. Zumindest das heutige Spiel gibt mir aber diese Hoffnung noch nicht.
Bei der Aktion von Diekmeier geben wohl 90% aller Schiedsrichter Elfmeter. Ebenso belassen es von denen dann aber wohl auch 90% bei einer gelben Karte. Ist es deshalb eine klare Fehlentscheidung, bei der der Kölner Keller einschreiten MUSS? Grauzone, wie so vieles bei diesem vermaledeiten Videobeweis.
Dass die weltweite Aufmerksamkeit gerne mitgenommen wird bzw. sogar ein unterstützendes Argument für die Wiederaufnahme des Spielbetriebs ist, das wird ja auch offen von der DFL ausgesprochen - einerseits sicher mit Blick auf die ureigenen Vermarktungsinteressen, andererseits im großen Maßstab etwas überspitzt ausgedrückt nach dem Motto "Schaut her, wie gut unser Land die Krise in den Griff bekommen hat, wir können jetzt schon wieder Fußball spielen."
Persönlich sehe ich das nicht als komplett verwerflich an, halte das damit verbundene Risko wie schon an anderer Stelle erwähnt in der Gesamtabwägung für vertretbar. Wirklich wissen wer Recht hat, werden wir - wenn überhaupt - erst in der Nachbetrachtung.
Was ich jedenfalls für überschätzt halte, sind die diesbezüglichen Zahlen. Dass das jetzt außerhalb von Deutschland (wie teils behauptet) wirklich hunderte Millionen oder sogar ein Milliardenpublikum aus den Sitzen reißt, wenn in Freiburg oder Leipzig wieder 22 Mann hinter dem Ball her laufen, wage ich sehr zu bezweifeln.